Aufführung Zwölftklassstück - Der Club der toten Dichter
Rückblick auf ein tiefsinniges Zwölftklassstück
"Welcher wird wohl euer Vers sein?"
„Ich ging in die Wälder, denn ich wollte wohlüberlegt leben. Intensiv leben wollte ich. Das Mark des Lebens in mich aufsaugen, um alles auszurotten, was nicht Leben war. Damit ich nicht in der Todesstunde inne würde, dass ich gar nicht gelebt hatte.“ (Henry David Thoreau)
Der Club der toten Dichter konfrontiert die Zuschauer*innen damals wie heute mit nichts Geringerem als der Frage nach dem Sinn des Lebens. Mal leise und poetisch, mal aufrüttelnd, laut und bewegend, am Ende tieftraurig, aber nicht ohne Hoffnung, erlebten wir die besondere Inszenierung von Petra Mühlenbrock und der zwölften Klasse am vergangenen Wochenende.
Der Inhalt ist bekannt: Ein*e Lehrer*in in einem Elite-Internat versucht, die angepassten und schon in jungen Jahren in Konventionen gefangenen Schüler*innen an das eigene Denken heranzuführen, sie zu ermutigen, selbst Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen und sich für das Schöne zu begeistern. Keating nutzt dafür die Kraft der Sprache, des geschriebenen Wortes, die Faszination der Literatur und die Schönheit der Poesie. Denn „Worte und Gedanken können die Welt verändern.“ Das Stück beginnt mit dem Song Another Brick in the Wall („we don't need no education“) – ein erster rhythmisch-kraftvoller Ausbruchsversuch, ein stampfendes Wollen noch bevor die Zuschauer*innen die Enge der Welton Academy mit ihrem alleinigen Fokus auf das Denken kennengelernt haben. Auf besondere Weise poetisch dargestellt ist der Tod Perrys und ihr Übergang in die geistige Welt. Nur der rote Mantel und die Dornenkrone verbleiben stumm an ihrem Platz, nachdem ihr Geist auf der ganz in Blau erleuchteten Bühne allen Mitschülerinnen begegnet, schließlich von ihnen davon getragen wird und so die irdische Welt still verlässt. Hier ist die Inszenierung reines Fühlen, das wohl niemanden im Großen Saal unberührt gelassen hat.
So soll zum Abschluss hier die Poesie selbst zur Sprache kommen, auf dass die unvergessene Ansprache Keatings an seine/ihre Klasse für alle Leser*innen nachklingen kann: »Wir lesen und schreiben Gedichte nicht nur so zum Spaß. Wir lesen und schreiben Gedichte, weil wir zur Spezies Mensch zählen. Die Spezies Mensch ist von Leidenschaft erfüllt. Und Medizin, Jura, Wirtschaft und Technik sind zwar durchaus edle Ziele und auch notwendig. Aber Poesie, Schönheit, Romantik, Liebe sind die Freuden unseres Lebens. Ich möchte an dieser Stelle Whitman zitieren: Ich und mein Leben, die immer wiederkehrenden Fragen. Der endlose Zug der Ungläubigen. Die Städte voller Narren. Wozu bin ich da, wozu nützt dieses Leben? Die Antwort: Damit du hier bist. Damit das Leben nicht zu Ende geht. Deine Individualität. Damit das Spiel der Mächte weiter besteht und du deinen Vers dazu beitragen kannst. Welcher wird wohl euer Vers sein?«
Liebe zwölfte Klasse, liebe Frau Mühlenbrock, DANKE, dass ihr dieses tolle Stück so großartig auf die Bühne gebracht habt. Euer Spiel war mitreißend, bewegend, teils leicht und fröhlich, voller Aufbruchstimmung, teils schwer und von überzeugend dargestellter Trauer und Verzweiflung.
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